Stalin hatte zwar keine Schwestern (oder Brüder), doch eines der Vermächtnisse, das er hinterließ, waren seine „Sieben Schwestern“. Diese werden auch “Stalinfinger” oder “Stalin’s Kathedralen” genannt, sind jedoch sieben imposante Wolkenkratzer. Heutzutage befinden sich eine Universität, zwei Hotels und zwei Ministerien in ihnen und zwei der Schwestern dienen als Wohngebäude. Wie du sie besuchen kannst, ihre Geheimnisse und viele weitere interessante Informationen habe ich in diesem Artikel für dich zusammengestellt.
INHALT
- EINFÜHRUNG
- 1. STAATLICHE UNIVERSITÄT MOSKAU: der höchste und spektakulärste Wolkenkratzer
- 2. HOTEL UKRAINA: ein Wolkenkratzer mit Aussichtsplattform
- 3. WOHNHAUS AUF DEM KUDRINSKAJA-PLATZ: der Spionage-Wolkenkratzer
- 4. RUSSLANDS AUSSENMINISTERIUM: am Ende der Arbat Straße
- 5. LENINGRAD HOTEL: das kleinste, aber luxuriöseste Hotel
- 6. HAUS AM ROTEN TOR: mit direktem Zugang zur Metro
- 7. WOHNHAUS AM KOTELNITSCHESKAJA-KAI: der Wolkenkratzer, der zuerst fertiggestellt wurde
- 8. DIE BEIDEN UNGEBORENEN SCHWESTERN
- 9. DAS ENDE DER STALINISTISCHEN ARCHITEKTUR
- 10. GEFÜHRTE TOUREN DER SIEBEN SCHWESTERN
EINFÜHRUNG
Schon als kleines Mädchen war ich von den Wolkenkratzern in Moskau und ihrer atemberaubenden Höhe beeindruckt. Obwohl sie mir alle einander ziemlich ähnlich erschienen, entdeckte ich mit zunehmendem Alter die verschiedenen Geschichten, die hinter jedem von ihnen steckte.
Möglicherweise hast du noch niemals von Stalins Wolkenkratzern gehört, doch ich kann dir eines sagen: Mit einer Höhe von 134 bis 240 Metern ist es unmöglich, sie nicht zu sehen, wenn du Moskau besuchst.
Bei den Sieben Schwestern, so werden sie im Volksmund genannt, handelt es sich um sieben Großbauten, die in Moskau zwischen den 1940er und 1950er Jahren zum 800-jährigen Bestehen der Stadt (1947) errichtet wurden. Sie verbinden russischen Barock- und Gotikstil mit Neoklassizismus und fanden zudem Inspiration in den Wolkenkratzern des New York der 30er Jahre, wobei die Fassaden und Verzierungen auf dem sozialistischen Realismus der Sowjetunion basieren.
Die Sieben Schwestern befinden sich in verschiedenen Teilen Moskaus und beherbergen derzeit eine Universität, zwei Hotels und zwei Ministerien. Die zwei weiteren dienen als Wohngebäude.
Solltest du eines dieser Gebäude besuchen möchten, dann hast du drei Möglichkeiten:
- Du übernachtest in einem der Hotels
- Du buchst ein Appartement in einem der Wohngebäude über Airbnb
- Du kauft ein Ticket für 1.000 Rubel und besuchst die Aussichtsplattform des Hotels Ukraina
Zwei weitere Wolkenkratzer waren geplant, wurden jedoch letzten Endes nicht errichtet:
- Der riesige Palast der Sowjets, der mit einer Höhe von 415 Metern der größte sein sollte und mit einer 100 Meter hohen Lenin-Statue gekrönt werden sollte.
- Das Verwaltungsgebäude von Zaryadye, an dessen Stelle sich nun seit 2017 einer der modernsten und schönsten Parks der Welt befindet.
Die Sieben Schwestern sind von einer Vielzahl von Orten in der Hauptstadt aus zu sehen und da die Haupttürme durch spitze Enden gekennzeichnet sind, sind sie zudem leicht zu erkennen. Darüber hinaus sind an den Fassaden die Symbole der damaligen Epoche angebracht, wie z. B. der fünfzackige rote Stern (mit Ausnahme des Außenministeriums), sowie verschiedene Skulpturen und Ornamente. Man sagt, dass jeder dieser gigantischen Wolkenkratzer einen unterirdischen Bunker hat.
Auf dieser Karte findest du den jeweiligen Standort der Sieben Schwestern:
Unten siehst du einen Stadtplan von Moskau aus dem Jahre 1930 von der Architektenschule der UdSSR. Auf ihm sind die ursprünglich geplanten neun Wolkenkratzer eingezeichnet:
1. STAATLICHE UNIVERSITÄT MOSKAU: der höchste und spektakulärste Wolkenkratzer
In der Nähe von Vorobyovy Gory, bzw. der Sperlingsberge (damals Leninberge) befindet sich eine der berühmtesten der Sieben Schwestern: das beeindruckende Gebäude der Staatlichen Universität Moskaus.
Diese Universität, auch Lomonossow-Universität genannt, hat eine Höhe von 240 Meter (inklusive Antenne) und verteilt sich auf 36 Stockwerke, womit sie die größte der Sieben Schwestern ist. Nachdem ihr Bau im Jahre 1949 begann, wurde sie innerhalb von vier Jahren fertiggestellt.
Sie befindet sich auf einer Fläche von rund 1,9 Quadratkilometern und galt vom Moment ihrer Fertigstellung bis zum Jahre 1990 als das höchste Gebäude Europas. Zu ihr gehören zudem vier große Flügel, in denen sich Fakultäten, Forschungszentren und verschiedene Lehranstalten befinden.
Einige Daten der Staatlichen Universität Moskaus sind wahrlich spektakulär:
- Es wird geschätzt, dass ihre Gänge zusammengerechnet mehr als 33 km lang sind.
- Sie hat 5.000 Zimmer.
- Der Sowjetstern an der Spitze des Hauptturmes wiegt 12 Tonnen.
- Die Fassaden der Universität sind mit riesigen Uhren, Sowjetstatuen und -symbolen sowie Barometern und Thermometern verziert.
Die Inspiration für das Logo der Olympischen Spiele 1980 in Moskau fand dessen Designer, Vladimir Arsentyev, vor allem im Gebäude der Staatlichen Universität Moskau.
Dieses wurde jedoch im Jahr 2000 teilweise umgebaut. Um das Hauptgebäude herum wurde ein riesiger, dynamischer Universitätskomplex gebaut, der zur Staatlichen Lomonossow-Universität Moskau gehört – die älteste Universität Russlands, gegründet in 1755.
Mit 45.000 Studierenden und rund 40 Fakultäten genießt diese Universität ein hohes Ansehen im In- und Ausland. Sie gehört zu den renommiertesten wissenschaftlichen Zentren in Russland mit 11 Nobelpreisen unter Absolventen und Professoren.
Im Hauptgebäude der Staatlichen Universität Moskaus, zwischen dem 24. und 31. Stockwerk, befindet sich zudem das Museum für Erdwissenschaften, von dessen Terrasse du einen atemberaubenden Panoramablick auf Moskau genießen kannst.
Es ist derzeit jedoch leider nicht öffentlich zugänglich und kann nur nach Vereinbarung durch Schülergruppen von Bildungseinrichtungen (Schulen, Institute, Universitäten usw.) besucht werden.
2. HOTEL UKRAINA: ein Wolkenkratzer mit Aussichtsplattform
Eine der Sieben Schwestern, deren Spitze du erklimmen kannst (wobei du sicher die Fahrt mit dem Fahrstuhl bevorzugen wirst), ist das Hotel Ukraina, heute bekannt als das 5-Sterne-Hotel „Radisson Collection Hotel“. Im 33. Stockwerk des Gebäudes findest du eine Aussichtsplattform mit Cafeteria.
Dieser Wolkenkratzer, der sich direkt neben dem Fluss Moskwa befindet, ist 198 Meter hoch und hat 34 Stockwerke. Die Bauarbeiten begonnen im Jahre 1947, 10 Jahre später wurde er fertiggestellt und galt bis 1976 als das höchste Hotel der Welt. Er ist der zweithöchste von Stalins Wolkenkratzern, direkt nach dem Hauptturm der Staatlichen Universität Moskaus.
Von 2007 bis 2010 wurde er neu strukturiert und verfügt nun über ca. 500 Zimmer, 38 Appartements, verschiedene Restaurants mit internationaler Küche (iranische, europäische, italienische, japanische, etc.), ein 50 Meter langes Olympia-Schwimmbad, einen Konferenzraum und ein Spa. Der Preis für eine Übernachtung in einem Standard-Doppelzimmer liegt bei etwa 200 Euro.
Websites:
- Ukraina Hotel (in Russisch und Englisch)
- Radisson Collection Hotel (in Russisch und Englisch)
Und so kommst du zur Aussichtsplattform
Es handelt sich um einen der höchsten Aussichtspunkte der russischen Hauptstadt, der dir vom 33. Stock des Hotels Ukraina (ca. 120 Meter hoch) einen privilegierten Blick auf die Stadt garantiert: Du kannst die goldenen Kuppeln der Christ-Erlöser-Kirche, die Wolkenkratzer des Finanzbezirks von Moscow City, den Moskwa-Fluss, die Grünflächen der Sperlingsberge und viele andere atemberaubende Highlights der Stadt sehen.
Der Zugang ist das ganze Jahr über auf zwei Arten möglich:
- Freier Eintritt für Gäste des Hotels und der Restaurants des Hotels sowie für Kinder unter 6 Jahren und Inhaber des Moskau CityPass.
- Kostenpflichtiger Eintritt, wenn obiges nicht zutrifft, für 1.000 Rubel für Erwachsene (inklusive eines Getränks deiner Wahl: Mineralwasser, Saft, Tee oder Kaffee) und 500 Rubel für Kinder von 6 bis 14 Jahren.
Besuch des Moskauer Dioramas
Wenn du das Hotel Ukraina besuchst, dann solltest du dir das im Jahre 1977 entstandene Diorama (oder Panorama-Modell) von Moskau nicht entgehen lassen, das seit seinem ersten Ausstellungstag als absolute Sensation gilt. Auf einer Fläche von 97,6 Quadratmetern zeigt es das Zentrum der Stadt und dessen Vororte und wird durch Lichteffekte, Bewegung und unzählige Details zum Leben erweckt.
In den letzten Jahren wurde es in verschiedenen Ländern ausgestellt und allein in New York besuchten es tagtäglich bis zu 40.000 Menschen. Im Jahre 2007 wurde es vom Radisson Collection Hotel erworben und restauriert. Es befindet sich nun in der Lobby des Hotels und kann dort kostenlos besucht werden.
3. WOHNHAUS AUF DEM KUDRINSKAJA-PLATZ: der Spionage-Wolkenkratzer
Dieser 176 Meter hohe Wolkenkratzer mit 22 Stockwerken (17 von diesen sind nutzbar) ist ein Appartement-Komplex. An der Spitze des zentralen Turms befindet sich eine Antenne und die Fassade des Gebäudes ist mit einer Vielzahl von Skulpturen geschmückt. Die Wohnungen wurden für die damalige sowjetische Elite entworfen und 1954 fertig gestellt.
Mehr als 450 Wohnungen befinden sich in diesem Wolkenkratzer und deren Bewohner haben zudem Zugang zu einem riesigen unterirdischen Bunker – für den Fall der Fälle – und einem Supermarkt, der sich direkt im Gebäude befindet. Dieser Wolkenkratzer Stalins ist auch bekannt als „das Haus der Flieger“, da viele seiner Bewohner Piloten, Astronauten oder Luftfahrtingenieure waren.
Ein interessanter Fakt: Die höchsten Stockwerke waren stets für den KGB und seine Abhörgeräte, die die nahe gelegene US-Botschaft ausspionieren sollten, reserviert.
Neben der amerikanischen Botschaft befinden sich auch der Moskauer Zoo und das Planetarium in der Nähe des Gebäudes – ein Besuch beider bietet sich vor allem an, wenn du mit Kindern reist.
Dieser Wolkenkratzer ist sehr zentral gelegen und einige seiner Wohnungen können über Airbnb gemietet werden. Der Preis pro Nacht liegt zwischen 50 und 500 Euro – je nach Qualität der Wohnung und dem Stockwerk, in der sie sich befindet. Einige Beispiele:
- 152 Quadratmeter großes Appartement im höchsten Stockwerk
- Luxus-Appartement mit Designermöbeln und Concierge-Service
- Zwei-Zimmer-Wohnung im 16. Stockwerk
4. RUSSLANDS AUSSENMINISTERIUM: am Ende der Arbat Straße
Dieser riesengroße Wolkenkratzer, der der einzige der Sieben Schwestern ist, der nicht von einem Sowjetstern gekrönt wird, hat eine Höhe von 172 Meter, auf die sich 27 Stockwerke verteilen. Er befindet sich am Ende der bekannten Arbat Straße und beherbergt die Büros des Außenministeriums.
Am höchsten Punkt der Fassade befindet sich ein großes Emblem der Sowjetunion, genau wie das am Haus am Roten Tor (mehr Informationen dazu findest du weiter unten), mit einer Größer von 144 Quadratmetern.
Da es ein öffentliches Gebäude ist, kann man es leider nicht von innen besichtigen. Es lohnt sich aber in jedem Fall, es sich von außen anzusehen, nachdem man durch die Arbat Straße spaziert ist.
5. LENINGRAD HOTEL: das kleinste, aber luxuriöseste Hotel
Es handelt sich um die kleinste der Sieben Schwestern mit einer Höhe von “nur” 134 Metern und 26 Stockwerken. Vormals kannte man das Gebäude als “Hotel Leningrádskaya”, was sich im Jahre 2008 jedoch änderte, als es nach einer Investition von mehreren Millionen Dollar als luxuriöses Fünf-Sterne-Hotel “Hilton Moscow Leningradskaya” wiedereröffnet wurde.
In seiner Lobby können die Highlights der russischen kaiserlichen Kunst mit imposanten Bronzestatuen, riesigen Kronleuchtern und kostbaren Möbeln bewundert werden. Im Eingangsbereich befindet sich zudem eine gigantische Lampe, eine der größten der Welt, die sieben Stockwerke beleuchtet. Die Decke wurde mit Holz ausgekleidet, das handgeschnitzt wurde.
Man würde annehmen, dass man für einen Aufenthalt in diesem imposanten Hotel tief in die Tasche greifen müsste, doch obwohl es sich um ein 5-Sterne-Hotel handelt, ist es mit ca. 100 Euro pro Nacht für ein Standard-Doppelzimmer recht preiswert. Reservierungen können über die Hilton-Website oder Booking.com vorgenommen werden, wobei du auf letzterer häufig einen niedrigeren Preis als bei der Direktbuchung findest.
Das Hotel verfügt zudem über eine hervorragende Anbindung an Moskau’s Zentrum und befindet sich in unmittelbarer Nähe von drei Bahnhöfen: Leningradsky (Züge nach St. Petersburg, Nordwestrussland, Estland und Finnland), Kazansky (Züge nach Zentralasien, Rjasan, Ufa, Samara und Novorossijk) und Yaroslawsky (Züge nach Sibirien, Russisch-Fernost, Mongolei und China).
6. HAUS AM ROTEN TOR: mit direktem Zugang zur Metro
Die Bauarbeiten dieses Wolkenkratzers wurden im Jahre 1953 abgeschlossen. Er ist 138 Meter hoch, verfügt über 24 Stockwerke und wurde damals als Sitz des Ministeriums für Schwerindustrie errichtet. Heute beherbergt das Hauptgebäude verschiedene Verwaltungsbüros, wie die des Verkehrsministeriums, der Börse und anderer öffentlicher Institutionen.
Das Haus am Roten Tor verfügt zudem über zwei Wohngebäude mit 11 und 15 Stockwerken, deren Appartements jedoch nicht so komfortabel und luxuriös ausgestattet sind wie die der anderen Wolkenkratzer. Doch auch in diesen Gebäuden können einige der Appartements gemietet werden.
Das Gebäude wurde an der Stelle errichtet, an der bis zum Jahre 1927 das Rote Tor existierte, ein Triumphbogen zu Ehren des Sieges der russischen Armee in der Schlacht bei Poltawa. Wie du auf folgendem Foto sehen kannst, ist die Eingangstür des Gebäudes zum Gedenken in rot gehalten:
Eine Besonderheit dieses Wolkenkratzers ist, dass sich direkt unter ihm eine Metro-Station befindet, die man durch das Erdgeschoss des Gebäudes erreicht:
7. WOHNHAUS AM KOTELNITSCHESKAJA-KAI: der Wolkenkratzer, der zuerst fertiggestellt wurde
Mit dem Ende der Bauarbeiten im Jahre 1952, war er der erste von Stalins Wolkenkratzern, der fertiggestellt wurde. Das 176 Meter hohe Gebäude Kotélnicheskaya Náberezhnaya war für Elite- und Luxuswohnungen für Regierungsmitarbeiter gedacht, doch bald darauf wurden die Pläne geändert und es entstanden Mehrfamilienwohnungen und Gemeinschaftswohnungen für bedürftige Familien. Auch viele prominente Künstler lebten dort.
Der Wolkenkratzer befindet sich am Ufer der Moskwa und am Kai von Kotelnitscheskaya, daher sein Name. Neben ca. 700 Wohnungen verfügt er zudem über Geschäfte, ein Museum, ein Postamt und ein Kino.
Verpassen solltest du auch nicht die dem Kreml zugewandte Fassade, denn sie ist mit zahlreichen Tafeln zu Gedenken an berühmte kulturelle Persönlichkeiten geschmückt.
Insofern du keine Höhenangst hast, so empfehle ich dir dieses Youtube-Video, in dem ein unglaublich furchtloser junger Mann bis zum Stern dieses Wolkenkratzers klettert. Bitte auf keinen Fall nachmachen!
Von den Sieben Schwestern ist diese die zentralste von allen, da sie nur 15 bis 20 Minuten zu Fuß vom Roten Platz entfernt liegt.
Solltest du in diesem Gebäude wohnen wollten, so kannst du ein Appartement über verschiedene Seiten im Internet oder Airbnb buchen. Komfort und Preis variieren stark, so dass sich ein Blick lohnt, auch wenn du nicht so viel ausgeben möchtest. Hier sind einige Beispiel:
8. DIE BEIDEN UNGEBORENEN SCHWESTERN
Neben den Sieben Schwestern entwarf Stalin zwei weitere Wolkenkratzer, die jedoch nie fertiggestellt wurden:
8.1. PALAST DER SOWJETS
Der Palast der Sowjets, eine der beiden ungeborenen Schwestern, sollte der größte und imposanteste Wolkenkratzer sein, den Stalin für Moskau konzipiert hatte. Der Plan war, das bereits 415 Meter hohe Gebäude mit einer Lenin-Statue von weiteren 100 Metern zu krönen. Er sollte in erster Linie als Verwaltungsgebäude dienen, sowie für die Durchführung von Kongressen und Feierlichkeiten genutzt werden, doch mit Beginn des Zweiten Weltkriegs (1939-1945) kam der Bau zum Erliegen.
Im Jahre 1931 wurde die Christ-Erlöser-Kathedrale abgerissen, um den Palast der Sowjets an ihrer Stelle zu errichten. Ende der 30er Jahre wurde der Grundstein gelegt, doch die Invasion der Deutschen im Jahre 1941 brachte den Bau zum Stillstand. In Folge wurde um 1960 das riesengroße Moskwa-Schwimmbad an gleicher Stelle erbaut, das das ganze Jahr über geöffnet war.
Letzten Endes verschwand jedoch das Schwimmbad und die Christ-Erlöser-Kathedrale wurde im Jahre 1994 wieder aufgebaut. Die Kathedrale wurde zu einem historischen Ort, einem der wichtigsten orthodoxen Tempel des Landes und gehört mit ihren 103 Metern zudem zu den höchsten der Welt. Auch ihre eindrucksvollen goldenen Kuppeln wurden nachgebaut.
Einige Daten zum Palast der Sowjets und über das, was danach kam, sind schlichtweg atemberaubend:
- Geplant war ein Auditorium mit einer Kapazität von 21.000 Personen.
- Es sollte das höchste Gebäude der Welt sein, noch höher als die damaligen New Yorker Wolkenkratzer.
- Das nach dem Scheitern des Baus errichtete Schwimmbad war mit einem Durchmesser von 129 Metern das größte Freibad der Welt.
- Die Lenin-Statue, die den Koloss hätte krönen sollen, hätte etwa 6 Tonnen gewogen.
8.2. VERWALTUNGSGEBÄUDE VON SARJADJE (und der Sarjadje-Park)
Die zweite von Stalins Schwestern, die nie das Tageslicht erblickte, war das Verwaltungsgebäude von Sarjadje, das sich in der damals gleichnamigen Altstadt direkt neben dem Roten Platz, der Basilius-Kathedrale und dem Kreml befinden sollte. Im Jahre 1947 wurden große Teile des Sarjadje-Viertels abgerissen um Platz für einen 32-stöckigen Wolkenkratzer zu schaffen.
Es scheint, als habe Stalin die Integrität des Bezirks wenig interessiert, denn dieser Wolkenkratzer hätte mit großer Wahrscheinlichkeit das berühmte städtische und architektonische Ensemble um ihn herum in den Schatten gestellt.
Das Fundament wurde zwar fertiggestellt, jedoch wurde der Bau des Hochhauses nach Stalins Tod im Jahre 1953 eingestellt.
Im Jahre 1967 wurde auf dem gleichen Gelände das Hotel Rossija erbaut, jedoch im Jahre 2006 wieder abgerissen. 2013 begann man mit den Bauarbeiten für den Sarjadje-Park, der 2017 eröffnet wurde und der laut dem “Time Magazine” zu den 100 sehenswertesten Orte der Welt zählt. Der Sarjadje-Park gilt bereits heute als einer der besten öffentlichen Räume der Welt dank seiner modernen Konzeption und der optimalen Nutzung der Fläche.
Einige Daten dieses städtischen Parks stechen dabei besonders hervor:
- Er erstreckt sich über 78.000 Quadratmeter.
- 25.200 Quadratmeter davon gehören zum Konzertsaal Sarjadje, einer modernen Konzertanlage mit beeindruckender Architektur.
- Der Park bietet eine Tiefgarage mit 430 Parkplätzen.
- Es ist der erste öffentliche Park seit 50 Jahren.
- Er kostete 480 Millionen Dollar (ca. 430 Millionen Euro).
Eine der Hauptattraktionen des Parks ist die schwebende Brücke in V-Form, die sich über der Moskwa befindet. Der Panoramablick von dort aus ist unvergleichlich und auch die Architektur der Brücke ist sehr beeindruckend.
Der Park bietet seinen Besuchern zudem ein Kino und verschiedene Pavillons mit neuester technologischer Ausstattung, sowie eine einzigartige Eishöhle mit einer interaktiven Ausstellung.
Der Konzertsaal Sarjadje verfügt über eine Philharmonie, einen multifunktionalen Raum für Konzerte in zwei Sälen – einen für 1.560 Personen und einen kleineren mit 400 Plätzen. Zudem gibt es ein Amphitheater für verschiedenste Aufführungen mit einer schillernden Glasdachfassade, bei der es sich um eine moderne Klimahülle handelt – eine lichtdurchlässige Struktur, die es ermöglicht, in den Wintermonaten auf natürliche Weise eine warme Temperatur im Inneren des Gebäudes zu halten.
Weitere Informationen findest du auf der Website: www.zaryadyepark.ru/en/ (in Russisch und Englisch).
9. DAS ENDE DER STALINISTISCHEN ARCHITEKTUR
Mit den Sieben Schwestern begann ein einzigartiger Baustil, der als stalinistische Architektur, sozialistischer Klassizismus und auch stalinistische Gotik bekannt ist, inspiriert von US-amerikanischen Wolkenkratzern, jedoch mit seinen ganz eigenen Merkmalen.
Obwohl die Wolkenkratzer Stalins nicht für Spekulation, sondern für Propaganda gebaut wurden, verabschiedete die Regierung nach Stalins Tod einen Beschluss, der architektonische Exzesse verurteilte und diesem einzigartigen Baustil ein Ende setzte.
Nun gehören die spektakulären und modernen Wolkenkratzer von Moscow City zu den jüngsten der Stadt. Sie befinden sich im Moscow International Business Center, ein im Jahre 1992 von der Moskauer Regierung entwickeltes Projekt, das nichts mit den Wolkenkratzern Stalins zu tun hat, sondern die Gegenwart und Zukunft der Stadt repräsentiert.
10. GEFÜHRTE TOUREN DER SIEBEN SCHWESTERN
Es gibt mehrere Agenturen, die Führungen zur Geschichte der Sieben Schwestern von Stalin anbieten, wie beispielsweise GetYourGuide.
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