Das Nowodewitschi-Kloster, auch bekannt als Neujungfrauenkloster, ist einer der beliebtesten historischen Orte der Moskauer und ein absolutes Muss für deinen Besuch der russischen Hauptstadt. Neben dem Kloster befindet sich der Nowodewitschi-Friedhof, Moskaus bekanntester Friedhof, auf dem berühmte Persönlichkeiten der russischen Geschichte begraben sind, wie z. B. der ehemalige russische Präsident Boris Jelzin, Filmregisseur Sergej Eisenstein und der Komponist Dmitri Schostakowitsch.
INHALT
1. Einführung
Das Nowodewitschi-Kloster ist ein Komplex, der aus religiösen Gebäuden aus dem frühen 16. Jahrhundert besteht. Er befindet sich im Südwesten der Hauptstadt, direkt am Fluss Moskwa und gehört aufgrund seiner Ruhe und seiner Geschichte zu meinen Lieblingsorten in Moskau.
Direkt neben dem Komplex befindet sich der Nowodewitschi-Friedhof, der als der berühmteste Friedhof Moskaus gilt und dessen Besuch noch interessanter ist als der des Klosters, denn die berühmten russischen Persönlichkeiten, die dort begraben wurden, wurden nicht in einfachen Gräbern beigesetzt, sondern echten Kunstwerken und aufwändigen Mausoleen, die einen Besuch des Friedhofs alle Male wert machen.
Der gesamte Komplex ist im russischen Barockstil gehalten und hat seit seiner Entstehung bedeutende Veränderungen erfahren, da er direkter Zeuge der Geschichte Russlands war – vom Russischen Reich zur Sowjetunion bis zur Erklärung des Nowodewitschi-Klosters zum UNESCO-Weltkulturerbe im Jahr 2014.
Außerhalb der hohen Mauern des Komplexes, befindet sich ein Park, der Fluss Moskwa und ein kleiner See, der von Tschaikowski in Schwanensee verewigt wurde. Von dort aus kannst du zudem in der Ferne den Finanzbezirk Moscow City mit seinen modernen Wolkenkratzern sehen.
Für den Besuch des Klosters und des Friedhofs genügt normalerweise ein Vormittag. In der Nähe von Nowodewitschi befindet sich das moderne Olympiastadion Luschniki, das 1980 der Hauptaustragungsort der Olympischen Spiele in Moskau und der Weltmeisterschaft 2018 in Russland war – definitiv einen Besuch wert, wenn du schon in der Gegend bist.
2. Praktische Informationen: Öffnungszeiten, Tickets, Führungen, Restaurants und Transport
Der Besuch des Nowodewitschi-Klosters und des Friedhofs kann, wie erwähnt, einen ganzen Vormittag ausfüllen, obwohl dies stets vom Rhythmus eines jeden einzelnen und den besuchten Ausstellungen abhängt. Da der Komplex ständig umgebaut wird, besteht die Möglichkeit, dass einige Kirchen oder Ausstellungen des Komplexes entweder geschlossen sind oder sich im Bau befinden.
- Öffnungszeiten: die Museen des Klosters sind von 9:00 bis 17:00 Uhr geöffnet.
- Die kannst die aktuellen Öffnungszeiten auf der offiziellen Website des Klosters finden: https://ndm-museum.ru/museum/services.html.
- Solltest du an einem liturgischen Gottesdienst teilnehmen möchten, dann findest du die Zeiten unter folgendem Link: https://ndm-museum.ru/ndm/schedule-of-services.html
- Tickets: 300 Rubel. Schüler, Studenten und Rentner: 100 Rubel. Für die Aufnahme von Fotos im Inneren müssen zusätzlich 100 Rubel gezahlt werden.
- Wichtig: Frauen wird empfohlen, beim Betreten der Kirchen Kopf und Schultern zu bedecken. Männer sollten lange Hosen tragen.
- Offizielle Websites: http://novodev.msk.ru/ / https://ndm-museum.ru/ (beide nur auf Russisch).
- Nächstgelegene Metrostation: Sportivnaya. Von dort aus erreichst du das Kloster in nur 5 Minuten zu Fuß. Adresse: Nowodewitschi Passage 1.
- Der Besuch des Friedhofs ist kostenlos.
- Führungen: Führungen werden vom Kloster selbst organisiert, leider jedoch nur auf Russisch.
In der Umgebung des Klosters bzw. des Komplexes findest du mehrere Restaurants mit sehr guter Küche: Givisatsivi (georgische Küche) und Golubka (italienische und russische Küche). Neben traditionellen Restaurants, gibt es dort jedoch auch ein russisches Fast-Food-Restaurant der Kette Kroshka Kartoshka.
3. Das Nowodewitschi-Kloster, lebendige Geschichte Russlands
Das Nowodewitschi-Kloster ist nicht nur einer der schönsten religiösen Komplexe Russlands, sondern hat auch eine eigene Geschichte, die mit den Königsdynastien des Landes verbunden ist. Seine Geschichte reicht von der damaligen Zaren-Zeit bis zu seiner heutigen Leitung durch die russisch-orthodoxe Kirche. Im Folgenden gebe ich dir eine kurze Zusammenfassung der geschichtlichen Ereignisse des Klosters. Solltest du jedoch an weiteren Informationen interessiert sein, dann kannst du dir den offiziellen Guide zum Nowodewitschi-Kloster hier herunterladen. Leider existiert dieser jedoch nur auf auf Russisch, so dass du den Google Übersetzer nutzen musst.
3.1. Die Ursprünge des Klosters (1524)
Die Ursprünge des Nowodewitschi-Klosters gehen auf das Jahr 1524 zurück und somit auf die Zeit des Großfürsten Basilius III. Das Kloster war damals bekannt als das Neujungfrauenkloster. 1514, nach den beiden russisch-litauischen Kriegen, wurde Smolensk ein Teil Russlands, wofür das neue Kloster als historische Hommage galt. Während der Belagerung Moskaus (1610-1612) wurde es jedoch verwüstet, doch später unter den ersten Zaren der Romanov-Familie vollständig restauriert.
3.2. Prinzessin Sophia Alexejewna (1682-1689)
Doch zweifellos war eine der historisch interessantesten Persönlichkeiten des Klosters, die Prinzessin und damalige Herrscherin Russlands (von 1682 bis 1689), Sophia Alexejewna. Sie starb 1704 in Nowodewitschi, wo sie nach heftigen Streitigkeiten vor Gericht in den Ruhestand gehen musste und Nonne wurde. Sie liegt in der Kathedrale von Smolensk begraben.
Während ihrer Herrschaft wurden dem architektonische Ensemble des Klosters drei bedeutende Kirchen, ein Glockenturm, ein Refektorium (Speisesaal) sowie mehrere Kammern hinzugefügt. Die Arbeiten am Komplex standen während dieser Epoche zu keiner Zeit still.
3.3. Der napoleonische Russlandfeldzug (1812)
Eine weitere bemerkenswerte Episode ereignete sich im Jahre 1812, als die französischen Truppen Napoleons das Kloster besetzten und die Kathedrale von Smolensk und die Mariä-Himmelfahrt-Kirche mit Schießpulver zerstören wollten. Die Explosion konnte jedoch von den Nonnen vermieden werden.
3.4. Russische Revolution (1917)
Mitte des 18. Jahrhunderts fand im Nowodewitschi-Kloster eine Vielzahl von karitativen Aktivitäten für Waisenmädchen statt. Zu diesem Zeitpunkt gab es sogar ein Krankenhaus und zwei Pflegeheime für ältere Nonnen. Umfangreiche Restaurierungsarbeiten wurden während dieser Zeit am Komplex durchgeführt und etwas später zudem der neue Friedhof geplant, der sich außerhalb der heutigen Mauern befindet.
Nach der Oktoberrevolution von 1917 wurden kirchliche Güter beschlagnahmt und im Jahre 1922 erkannten die Bolschewisten das Kloster ab und schlossen 1929 zudem die Mariä-Himmelfahrt-Kirche, die zu diesem Zeitpunkt noch von Schwestern betreut wurde. Doch gegen Mitte des 20. Jahrhunderts wurden das Kloster und seine Kirchen für Kurse, Gottesdienste und religiöse Zwecke wieder eröffnet.
3.5. Das heutige Kloster und das 500-jährige Jubiläum im Jahr 2024
Im Jahr 1994 wurde das Kloster offiziell wieder eröffnet und die Nonnen kehrten zurück. Zehn Jahre später erklärte die UNESCO den Komplex zum Weltkulturerbe. Darüber hinaus hat die russische Regierung im Jahr 2010 die Nutzung des Komplexes auf unbestimmte Zeit an die Moskauer Diözese der Russisch-Orthodoxen Kirche übertragen.
Im Jahr 2016 gab die Bank von Russland 50 Rubel-Münzen (aus Silber und Gold) heraus, die dem Kloster gewidmet waren. Das Nowodewitschi-Kloster feiert 2024 sein 500-jähriges Bestehen, für das es institutionelle Unterstützung, Restaurierungen sowie Verbesserungen im Kloster-Komplex geben wird.
4. Was gibt es im Nowodewitschi-Kloster zu sehen?
Innerhalb der Mauern dieses beeindruckenden künstlerischen Komplexes lohnt es sich, folgende religiöse Gebäude zu besichtigen oder zu besuchen. Beachte dabei jedoch, dass manche von ihnen nur in den Sommermonaten geöffnet sind und andere sich wiederum im Umbau befinden können.
Hier ist eine Panoramaansicht auf den Eingang des Nowodewitschi-Klosters und die Christi-Verklärungs-Torkirche:
Im Komplex kannst du folgendes sehen:
- Die Kathedrale von Smolensk, deren ursprüngliche Kirche aus dem Jahr 1524 stammt und später erweitert wurde. Sie beherbergt einzigartige Ikonen sowie religiöse Gemälde, die zu den schönsten Moskaus zählen, sowie eine spektakuläre Ikonostase des 16. und 17. Jahrhunderts, mit Holzrahmen und goldenen Details – wahrscheinlich eines der kunstvollsten religiösen Stücke der Stadt. Der Tempel ist der Gottesmutter von Odighitria gewidmet, und mit Stücken byzantinischer und russicher Kunst geschmückt.
- Die Mariä-Himmelfahrt-Kirche (1685-1687), aus der das Refektorium hervorragt. Ein sehr üppiges und dekoratives Design, typisch für den Moskauer Barock.
- Die Mariä-Schutz-Kirche (1685-1687), aus blutroten Steinen, mit Mönchskammern und weiteren Räumen.
- Die Christi-Verklärungs-Torkirche (1687-1688), in der sich auch Mönchskammern befinden.
- Die Ambrosius-Kirche (Amvrosievskaya) aus dem 16. und 17. Jahrhundert, die nach einem Brand im Jahr 1796 wieder aufgebaut wurde.
- Der achteckige Glockenturm (1689-1690), der höchste Punkt von allen mit eine Höhe von 72 Metern und sechs Geschossen.
- Die Türme und Mauern, die den Komplex umgeben, und ein unregelmäßiges Fünfeck bilden.
Innerhalb des Komplexes kannst du zudem verschiedene Museen und Ausstellungen besuchen, die historischen Persönlichkeiten, Ereignissen und dem religiösen Leben im Kloster gewidmet sind sowie verschiedene Objekte und künstlerische Porträts zeigen. Die Themen der Ausstellungen des Klosters wechseln jedoch regelmäßig.
Generell lohnt es sich sehr, dieses Kloster zu besuchen, vor allem da es so gut erhalten ist.
5. Der Friedhof von Nowodewitschi, Ruheort russischer Prominente
Der Zutritt zum Friedhof am Kloster (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Friedhof in St. Petersburg) ist kostenlos. Er ist der wohl berühmteste Friedhof Moskaus, da eine Vielzahl großer Prominente seit Ende des 19. Jahrhunderts dort begraben sind. Dazu gehören Musiker, Künstler, Soldaten, Politiker, Historiker, Wissenschaftler und auch Schriftsteller, allesamt Personen, auf die das Land sehr stolz ist.
5.1. Die Ursprünge des Friedhofs und die erste Beerdigung
Die Einweihung des Ruhestätte fand 1898 statt, obwohl er erst seit 1904 als Friedhof gilt. Schon vorher, seit dem 16. Jahrhundert, wurden jedoch innerhalb der Mauern des Klosters, in der alten historischen Nekropolis, Bestattungen durchgeführt. Anfangs nur für Nonnen und Novizen und später dann auch für die Verstorbenen der Königsfamilien und der Adligen sowie andere wohlhabende Menschen.
Die Beerdigung von Anton Tschechow im Jahre 1904 gilt als erste auf diesem Friedhof, wobei auch die Möglichkeit besteht, dass es nur die erste einer prominenten Person war. Tschechow war Schriftsteller und Dramatiker und einer der größten Vertreter des russischen Realismus des 19. Jahrhunderts. Währen der Zeit der Sowjetunion wurden vor allem Menschen mit einem hohen sozialen Status dort bestattet.
In den 1950er Jahren wurde der Friedhof ummauert und verfügt heute über rund 27.000 Gräber auf 7,5 Hektar Land. Am Eingang zum Gelände befindet sich eine Karte des Friedhofs, auf der du die berühmtesten Gräber finden kannst.
Doch neben all den Gräbern, ist der Friedhof zudem eine Grünfläche mit beeindruckenden Mausoleen, die echte Kunstwerke sind, und bedeutenden Skulpturen, die das Leben des Verstorbenen widerspiegeln, wie Büsten, Reliefs, Tiere, Flugzeuge und viele mehr, von denen manche von unerwarteter Größe sind.
5.2. Die russische Berühmtheiten des Nowodewitschi-Friedhofs
Einige Persönlichkeiten, die auf diesem faszinierenden Friedhof ruhen, sind:
- Konstantin Stanislavski (1863-1938), Regisseur und Schauspieler.
- Sergey Prokhofiev (1891-1953), Komponist, Orchester-Dirigent und Pianist.
- Nikita Chruschtschow (1894-1971), Präsident des UdSSR-Ministerrates. Nachfolger von Stalin zwischen 1958 und 1964.
- Sergey Eisenstein (1898-1948), Filmregisseur, Autor von Meisterwerken wie Panzerkreuzer (1925) und Oktober (1928).
- Dmitri Schostakowitsch (1906-1975), Komponist und Pianist sowie Autor von Opern und Kino-Musik. Er ist einer meiner Lieblingskomponisten und hier siehst du ein Foto von mir an seinem Grab:
- Mstislav Rostropovich (1927-2007), der beste Cellist seiner Generation und Orchester-Dirigent.
- Boris Jelzin (1931-2007), ehemaliger russischer Präsident. Sein Grab besteht aus einem symbolischen Mamor-Grabstein mit einem Relief einer russischen Flagge.
Kurz gesagt, es ist ein schöner und melancholischer Ort zugleich, ein echtes Freilichtmuseum, friedlich und ruhig.
Ich empfehle dir, die Website www.novodevichye.com (leider nur auf Russisch) zu besuchen, auf der du eine vollständige Datenbank der dort begrabenen Persönlichkeiten finden kannst – mit alphabetischem Verzeichnis und nach Berufen und Themenbereichen geordnet und sogar mit Fotos und kleinen Biographien.
Hier sind noch einige Fotos anderer bekannter Gräber auf dem Nowodewitschi-Friedhof, darunter auch weitere russische Prominente, wie der Pilot des Zweiten Weltkriegs Vitaly Ivanovich Popkov, der Dichter Vladimir Mayakovsky, Gobarchovs Frau (Raísa Gorbachova), der russische Komiker Juri Nikulin, die Sängerin Lyudmila Zykina und der sowjetische Schauspieler Vyacheslav Tíkhonov, bekannt für seine Rolle als sowjetischer Spion Stirlitz.
Ich hoffe, dass dir dieser Artikel geholfen hat, deinen Besuch des Klosters und Friedhofs von Nowodewitschi zu planen. Unten kannst du deine Kommentare oder Fragen hinterlassen.