Die Christ-Erlöser-Kathedrale zählt mit ihren 103 Metern zu den höchsten orthodoxen Tempeln der Welt und ist Sitz des Russisch-Orthodoxen Patriarchats von Moskau sowie ganz Russland. In dieser Kathedrale kannst du nicht nur eine orthodoxe Messe besuchen, sondern auch die goldene Kuppel erklimmen und einen unglaublichen Panoramablick über Moskau genießen. Unglaublich scheint auch ihre Geschichte. Warum? Lies weiter und ich verspreche dir, du wirst überrascht sein.
INHALT
- Einleitung
- 1. Die erste Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau
- 2. Von einer Kathedrale zum höchsten Wolkenkratzer der Welt
- 3. Von einem Wolkenkratzer zum größten Schwimmbad der Welt
- 4. Die Rekonstruktion der Kathedrale: die Wiederkehr zum Ursprung
- 5. Was du in der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau nicht verpassen solltest
- 6. Tickets und Öffnungszeiten
- 7. Normen für den Besuch der Kathedrale
Einleitung
Die Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau ist die bedeutendste Kathedrale der Stadt – noch vor der weltbekannten Basilius-Kathedrale. Sie besticht durch ihre einzigartige und schier unglaubliche Geschichte, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht und bis zum heutige Tage andauert. Zudem ist sie aktuell der höchste orthodoxe Tempel der Welt. Seit dem 1. Februar 2009 ist sie der Sitz von Kyrill I, dem Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche.
Der Tempel befindet sich in sehr zentraler Lage und einer herrlichen Umgebung: in unmittelbarer Nähe des Kremls und am Ufer des Flusses Moskwa. Ein Besuch der Christ-Erlöser-Kathedrale, sowohl von außen als auch von innen, ist ein absolutes Muss, wenn du Moskau besuchst und sollte ganz oben auf deiner To-Do-Liste stehen. Der Stil der Kathedrale wird als neorussisch und die Architektur als byzantinisch bezeichnet und man sagt, dass sie von der Hagia Sophia Kirche von Konstantinopel (Istanbul, Türkei), dem alten Byzantinischen Reich, inspiriert wurde.
Eine Vielzahl späterer Kirchen basierte auch auf der Architektur dieser Kathedrale, da sie als Tempel der Tempel angesehen wurde.
1. Die erste Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau
Die Geschichte der Kathedrale begann im Jahre 1812, nach dem Sieg der russischen Truppen über die französische Armee Napoleons.
Zu Ehren all derer, die im Patriotischen Krieg gekämpft haben und gestorben sind sowie als Tribut und Danksagung für die Opfer des russischen Volkes, wollte Zar Alexander I. einen Tempel in Moskau errichten und diesen nach Christus, dem Erlöser, benennen. Gleichermaßen sollte dieser als historisches Denkmal dienen. Zu diesem Zweck unterzeichnete der Zar ein Manifest, in dem er der Göttlichen Vorsehung seinen Dank aussprach.
Doch es dauerte noch viele Jahre bis mit dem Bau begonnen wurde. Nach einigen historischen Wechselfällen sowie Verzögerungen, die aufgrund von Problemen mit der Bauplanung und den Entwürfen entstanden, erfolgte erst im Jahre 1839, zur Zeit des Zaren Nikolaus I., die Grundsteinlegung.
Der für den Tempel verantwortliche Architekt war der renommierte Architekt Konstantin Thon, gebürtig aus St. Petersburg, dessen Entwurf nach dem Scheitern vieler anderer Entwürfe vom Zaren gebilligt wurde. Thon’s Hauptziel war es, die russische nationale Tradition im Stil und der Architektur der Kathedrale widerzuspiegeln. Nachdem die Konstruktion 1839 begann, wurde für 44 Jahre gebaut und im Jahre 1883 wurde die Christ-Erlöser-Kathedrale das erste Mal für den Gottesdienst geöffnet.
Am 26. Mai 1883 fand die Einweihung der Kathedrale, zusammen mit der Krönung von Zar Alexander III., statt.
Anzumerken ist hier, dass die größte Kuppel mit einer zu jener Zeit sehr neuen Technik vergoldet wurde: Galvanoplastik.
Auf diesem Foto siehst du, wie die Kathedrale im Sommer 1931 aussah, kurz bevor sie abgerissen wurde:
2. Von einer Kathedrale zum höchsten Wolkenkratzer der Welt
Nach der Russischen Revolution von 1917, während derer es zur religiösen Verfolgung, der Schließung und dem Verschwinden von Tempeln sowie der Übernahme der Regierung durch Stalin kam, befahl dieser, die Christ-Erlöser-Kathedrale zu sprengen. Diese unverständliche Barbarei fand 1931 statt und die Zerstörung der imposanten Kathedrale wurde fotografisch dokumentiert:
Stalin hatte eigene Pläne und ließ zu Ehren der UdSSR einen Megabau von 415 Metern Höhe entwerfen, der mit einer 100 Meter hohen Lenin-Statue gekrönt, nicht nur der Palast der Sowjets, sondern auch das höchste Gebäude der Welt werden sollte. Ein weiteres Detail, damit du eine ungefähre Idee bekommst, wie groß dieses Gebäude geworden wäre: in den Bauplänen tauchte ein Auditorium auf, in dem 21.000 Menschen Platz gehabt hätten. Die Fundamente wurden zwar fertiggestellt, doch aufgrund unterschiedlicher Gründe kam es immer wieder zu Baustopps, so dass er letzten Endes eingestellt wurde.
Zwischen den 1940er und 1950er Jahren, wurden die Sieben Schwestern (sieben Wolkenkratzer) im sogenannten Zuckerbäckerstil in Moskau errichtet und stehen auch heute noch.
Als die Kathedrale im Jahre 1931 gesprengt wurde, dauerte es fast eineinhalb Jahre, bis die Trümmer weggeschafft wurden. Erst 1937 begannen die Arbeiten am Palast der Sowjets, welche jedoch 1941 durch die deutsche Invasion inmitten des Zweiten Weltkriegs unterbrochen wurden. Der geplante Megabau erblickte letzten Endes nie das Licht der Welt. Der Hauptgrund dafür waren fehlende Mittel und ein Baugrund, der nicht fest genug war, um solch ein Gebäude zu tragen. Ein Teil des Marmors, der für den Bau verwendet werden sollte, wurde somit für den Bau von Moskauer U-Bahn-Stationen verwendet.
3. Von einem Wolkenkratzer zum größten Schwimmbad der Welt
Später, im Jahre 1958, während der Herrschaft von Nikita Chruschtschow, wurde anstelle des Palastes der Sowjets ein riesiges Freibad, das größte der Welt, mit Warmwasser und einem Durchmesser von 129 Metern, errichtet. Es war das ganze Jahr über geöffnet. Das Moskwa-Freibad war bis 1994 in Betrieb, bis zu dem Zeitpunkt an dem man sich dafür entschied, wieder das ursprüngliche Gebäude auf dem Land zu errichten: eine Kathedrale.
4. Die Rekonstruktion der Kathedrale: die Wiederkehr zum Ursprung
Trotz der Kritik an der Zerstörung des Doms, die 1965 der erste sowjetische Astronaut (und erster Mensch, der ins All reiste im Jahre 1961), Juri Gagarin, aussprach, trafen sich erst Ende der 80er Jahre einige bedeutende Mitglieder der Gesellschaft sowie der russisch-orthodoxen Kirche in der Hauptstadt, um den Wiederaufbau der Kathedrale zu initiieren.
Die Initiative für den Wiederaufbau wurde bereits Anfang der 90er Jahre vom ersten russischen Präsidenten Boris Jelzin sowie dem Moskauer Bürgermeister Juri Luschkow unterstützt und erhielt zudem den Segen der russisch-orthodoxen Kirche. Neben der Bereitstellung bedeutender öffentlicher, wurden zudem viele private Mittel und Spenden von Freiwilligen verzeichnet. Schätzungen zufolge, haben fast eine Million Einwohner von Moskau Geld für die Konstruktion der neuen Kathedrale gespendet.
Russland befand sich zu diesem Zeitpunkt in der Wirtschaftskrise, so dass das überaus hohe Budget, das für den Wiederaufbau verwendet werden sollte, stark kritisiert wurde. Schätzungsweise 200 Millionen Dollar stammten aus öffentlichen Mitteln.
Die neue Kathedrale sollte auf Konstantin Thon’s ursprünglichem Ansatz und Projekt basieren, doch wann immer möglich, sollte fortschrittliche Technologie des späten zwanzigsten Jahrhunderts verwendet werden, um zu garantieren, dass die Arbeiten schnellstmöglich abgeschlossen werden konnten.
Die Bauarbeiten begannen 1995 und die Christ-Erlöser-Kathedrale wurde im Jahr 2000, 69 Jahre nach ihrer Zerstörung, erneut eingeweiht, und zwar in einer großen Zeremonie, die am 19. August von Patriarch Alexis II. anlässlich des Tages des Festes der Verklärung abgehalten wurde.
Die Christ-Erlöser-Kathedrale gilt als Kultstätte der russisch-orthodoxen Kirche, so dass auch die Trauerfeier für Boris Jelzin im Jahr 2007 dort abgehalten wurden – die erste staatliche Beerdigung seit Zar Alexander III. im Jahr 1894.
Die Kathedrale ist zu einem Wallfahrtsort geworden und es wird geschätzt, dass jedes Jahr mehr als eine Million Menschen die Christ-Erlöser-Kathedrale besuchen, um die Reliquien des Heiligen Nikolaus von Bari, dem Schutzpatron Russlands, zu verehren.
5. Was du in der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau nicht verpassen solltest
Die Christ-Erlöser-Kathedrale zeichnet sich durch ihre steinerne weiße Marmorfassade mit vier Säulen sowie ihren fünf goldenen Kuppeln (mit orthodoxem Kreuz) aus, von denen die höchste 103 Meter hoch ist.
Die Kuppeln sind nach dem byzantinischen Modell von vielen Orten der Stadt aus sichtbar. Im Inneren der Kathedrale finden 10.000 Menschen Platz.
Als generelle Richtlinie in Sachen Besuchsdauer würde ich ca. eine Stunde einplanen. Der Besuch kann jedoch je nach deinem Interesse für Geschichte und Religion um einiges länger dauern.
Im Inneren dieses majestätischen Tempels befinden sich Granit- und Steinstücke in einer Vielzahl von verschiedenen Farben und Tönen. Vor allem die Ikonen, Chöre und Glockentürme fallen einem ins Auge und auch die atemberaubende Ikonostase solltest du nicht verpassen.
Der Tempel an sich ist zudem in verschiedene Kapellen und Galerien unterteilt, zusammen mit dem Dom, in dem sich Portale unterschiedlicher Größen befinden. Die Christi-Verklärungskirche ist sehr imposant und einen Besuch wert.
Verschiedene Teile der Kathedrale erinnern mit ihren Bildern und Skulpturen an den Vaterländischen Krieg von 1812 und diejenigen, die in diesem ihr Leben für Russland gegeben haben.
Man darf im Inneren zwar keine Fotos machen, doch dank Yandex Maps können wir die Kathedrale von innen sehen:
6. Tickets und Öffnungszeiten
Die Kathedrale ist zu Fuß in ca. 20-25 Minuten vom Roten Platz aus zu erreichen. Du kannst jedoch auch mit der U-Bahn fahren: Linie 1 (rot) bis zur Station “Kropotkinskaya”.
Informationen zum Besuch der Kathedrale:
- Der Eintritt ist kostenlos. Jedoch solltest du deinen Besuch zeitlich gut planen, da es zu bestimmten Zeiten des Jahres, wie z.B. Anfang Juni, schwieriger ist, die Kathedrale zu besuchen. Zu diesem Zeitpunkt finden viele Pilgerfahrten statt und es kommt zu langen Wartezeiten.
- Führungen werden direkt von der Kathedrale angeboten und geben einen Einblick in die Geschichte der Kathedrale und die Bedeutung der verschiedenen Kapellen. Im Rahmen dieser wird zudem das Museum der Kathedrale besucht und man hat die Möglichkeit zum Aussichtspunkt aufzusteigen. Dieser befindet sich etwa 40 Meter über dem Meeresspiegel und bietet einen wunderschönen Blick auf den Kreml und die Moskwa. Der Preis für diese Führungen beträgt für Besucher aus dem Ausland 600 Rubel pro Person für Gruppen von 10 Personen und 1.300 Rubel pro Person für Gruppen von weniger als 4 Personen. Reservierungen sind erforderlich und können unter +7 (495) 637-29-67 oder +7 (495) 637-28-47 vorgenommen werden. Weitere Informationen zu den angebotenen Führungen erhältst hier: http://fxxc.ru/excursion/ (leider nur auf Russisch) oder via E-Mail an info@xxc.ru.
- Öffnungszeiten: in der Regel von 8:00 bis 18:00 Uhr, im Sommer schließt sie jedoch meist später. Ich empfehle dir jedoch, vor deinem Besuch die aktuellen Öffnungszeiten auf der offiziellen Website der Kathedrale einzusehen: http://new.xxc.ru/kontakty. Diese können sich aufgrund von Feiertagen oder Gottesdiensten ändern.
- Touristeninformation: Im Mai 2017 wurde in der äußeren Promenade der Kathedrale ein Touristeninformationszentrum für Moskau eröffnet. Dieses ist täglich von 10:00 bis 19:00 Uhr geöffnet.
Wenn du daran interessiert bist, an einer orthodoxen religiösen Zeremonie teilzunehmen, dann ist die Christ-Erlöser-Kathedrale der ideale Ort dafür. Im folgenden Link findest du ein Verzeichnis der Gottesdienste, die in dieser Kathedrale abgehalten werden: http://new.xxc.ru/bogosluzheniya (leider nur auf Russisch, jedoch kannst du den automatischen Übersetzer deines Browsers nutzen).
7. Normen für den Besuch der Kathedrale
Wie auch in anderen bedeutenden Tempeln und aus Respekt vor der religiösen Tradition, ist es erforderlich, einige wichtige Normen während des Besuchs der Kathedrale einzuhalten:
- Kleidung: Männer dürfen keine Shorts tragen. Frauen wird empfohlen, ein Tuch oder Schleier über dem Kopf zu tragen (passt leicht in fast jede Handtasche). Die Schultern müssen stets bedeckt sein – sowohl für Männer als auch für Frauen. Miniröcke oder große Ausschnitte sind in der Kathedrale nicht erlaubt. Am Eingang befindet sich eine Person, die die Kleidung kontrolliert und die Sicherheitskontrolle durchführt.
- Gottesdienst: Es wird sehr ungern gesehen, wenn Touristen einen orthodoxen Tempel während eines Gottesdienstes besuchen und herumwandern. Der Gottesdienst ist sehr still, meditativ, konzentriert und rituell, so dass sich währenddessen nicht viel bewegt wird. Man sollte auch nicht vergessen, dass die Gläubigen während der Zeremonie stets aufrecht stehen müssen.
- Fotos: Es ist nicht erlaubt, Fotos im Inneren zu machen.
Im Februar 2012 sorgte die Christ-Erlöser-Kathedrale weltweit für Schlagzeilen, nachdem drei Frauen aus dem russischen feministischen Punk-Kollektiv Pussy Riot als Teil ihres Protestes gegen die Wiederwahl von Wladimir Putin die Kathedrale betraten, sich bekreuzigten, vor dem Altar verbeugten und anfingen ein Lied zu singen. Wenige Minuten später wurden sie vom Sicherheitspersonal der Kathedrale verhaftet und in einem späteren Gerichtsurteil zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt.
Zusammengefasst, ein Besuch des Doms ist aufgrund seiner eher ungewöhnlichen Geschichte und seines hohen künstlerischen, religiösen und architektonischen Wertes unumgänglich. Sollte dies nicht von allzu großem Interesse für dich sein, so ist die Kathedrale dank ihrer Lage und der unglaublichen Panoramaaussicht von der Kuppel einen Abstecher wert. Eines ist klar: einen Besuch der Christ-Erlöser-Kathedrale solltest du auf keinen Fall verpassen.